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IAA Mobility 2021

Die IAA Mobility 2021 tritt im dualen Format auf. Die beiden Pole sind der Summit auf dem Münchener Messegelände und der Open Space auf den Plätzen in der Innenstadt. Verbunden durch eines der Highlights der Messe, die Blue Lane, eine Shuttle-Strecke, auf der Hersteller und Zulieferer ihre neuesten Produkte live präsentieren können.

Sustainable, safe, exciting – Elektromobilität, das zentrales Thema der IAA Mobility 2021, spannungsreich mit voller Ladung

con:sens hat auf dem Summit und auf dem Open Space gedolmetscht und die Begeisterung von Fachpublikum und Endverbraucher:innen hautnah miterlebt. Ein gelungenes Konzept, das in die Zukunft weist und so viele Menschen wie noch nie einbezieht.

Das Interview

Mit Bernd Kokkelink, Head of Technology & Innovation Management, Siemens AG, sprechen wir über zukunftsweisende Mobilitätslösungen für den Schienen- und Straßenverkehr.

Form, Function, Future: Nathlos aus einem Guss in die Zukunft auf dem Stand von Mercedes Benz

con:sens:
Mobilität und Offenheit für Neues prägen Ihr Leben. Da ist starker Antrieb gefordert: per Kilowatt auf dem E-Bike und im Elektrofahrzeug, hybrid im Camper mit Solarzelle und mit reiner Muskelkraft beim Paragliding und Halbmarathonlaufen. Welche Aspekte modernster Mobilität auf Schiene und Straße spielen bei Ihnen momentan die größte Rolle?

Antwort:
Pünktlichkeit ist ein großes Thema, also rechtzeitig zum Termin anzukommen, ob mit dem Auto oder dem Zug. Zusätzlich sind auch Flexibilität und Schnelligkeit entscheidend. Umweltverträglichkeit, also der Footprint, werden immer wichtiger, wobei das Fliegen und besonders Langstreckenflüge diesen natürlich negativ beeinflussen. Der Hochgeschwindigkeitszug bringt einen als echter Konkurrent zum Flugzeug hingegen direkt in die Innenstadt und ist auf mittleren Distanzen im Prinzip unschlagbar.

Parkplatzsuche passé: Mit dem Automated Valet Parking AVP, einem Gemeinschaftsprojekt von Bosch, dem VDA und neun Projektpartnern, werden Parkplätze und Parkende intelligent miteinander vernetzt.

con:sens:
Die große Frage ist, ob und wie Mobilität und Klimaschutz miteinander vereinbar sind. Wie lassen sich Reisen und CO2-freie Mobilität miteinander verbinden?

Antwort:
CO2-Reduzierung ist ein ganzheitliches Thema und betrifft den gesamten Lebensstil, von der Ernährung über das Wohnen bis hin zur Mobilität in all ihren Formen. Beim Reisen leistet der Verzicht auf das Fliegen den größten Beitrag, um CO2 zu reduzieren. Darauf sollten wir achten. Auch das Elektroauto trägt natürlich maßgeblich dazu bei. Und für kurze Strecken am Ferienort, z.B. vom Campingplatz in die Stadtmitte, ist das E-Bike unglaublich praktisch. Im Grunde muss man momentan aber immer noch Kompromisse eingehen, wenn man Reisen und CO2-Freiheit miteinander verbinden will. Wichtig ist, die verschiedenen Möglichkeiten auszuprobieren, zu bewerten und dann passend miteinander zu kombinieren. Mobilität in der Stadt lässt sich hervorragend per E-Bike oder ÖPNV realisieren. Auf vielen Strecken kommt man so sogar schneller ans Ziel als mit dem Auto. Die Fahrt zum Arbeitsplatz mit dem Fahrrad oder E-Bike ist allein schon deshalb ideal, weil man so Staus leicht umfahren kann und über die schönsten Strecken entspannt zum Arbeitsort kommt.

Perpetuum Mobile am Münchener Nachthimmel. Licht und Luft verwandeln die Kunstinstallation „Earthtime 1.26“ von Janet Echelman aus recyclebarem Netzmaterial, die über dem Münchener Odeonsplatz schwebt.

con:sens:
Wenn wir als Verbraucher:innen weniger konsumieren oder anders reisen wollen, sind auch Arbeitsplätze betroffen. Wie lässt sich dieser Umbruch im Bereich Mobilität sozial verträglich gestalten?

Antwort:
Die gesamte Arbeitsmarktlage ist eigentlich immer schon im Fluss gewesen und ändert sich ständig, so dass man sagen kann, dass solche Veränderungen im Prinzip zum Prozess dazu gehören. Auf die Umstrukturierung in Produktionsprozessen bereitet man sich ja bereits vor: mit Umschulungen, Qualifizierungsmaßnahmen und der Entstehung ganz neuer Berufsbilder. Aufgrund der demographischen Entwicklung werden mehr Arbeitskräfte in ganz anderen Bereichen benötigt wie z.B. in der Pflege und Betreuung. Es wird also eine Verlagerung geben.

con:sens:
Elektromobilität wird oft als ideal für Großstädter dargestellt, denen eine gute Infrastruktur zur Verfügung steht. Wie lässt sich Elektromobilität in einer Stadt mit 20.000 Einwohnern im Alltag umsetzen?

Antwort:
Gerade in eher ländlichen Bereichen lässt sich ein Elektroauto sehr unkompliziert und spontan nutzen, weil man hier meist mittlere Distanzen zurücklegt. Wenn man nicht gerade eine lange Reise plant, ist die Reichweite der Batterie vollkommen ausreichend. Abends schließt man den Wagen an die Wallbox an und lädt über Nacht. Die öffentliche Ladestruktur ist auch ganz ordentlich, beispielsweise hier im Ort mit Ladesäulen am Bahnhof oder am Rathaus. Insofern bieten sich die Ränder von Ballungsräumen sehr gut für Elektrofahrzeuge an. Natürlich ist es praktisch, wenn man zuhause eine eigene Wallbox montieren und das Auto bequem vor der Haustür laden kann. In großen Städten ist das momentan vielleicht noch schwieriger, weil man nur punktuell Ladestationen findet.
Alles in allem also eine gute Lösung auch für ländliche Bereiche.

Und zum Abschluss: Welche Erkenntnis, die sich bewährt hat, können Sie uns mitgeben?

Man muss Neues einfach ausprobieren und sich ansehen, wie es in der Praxis funktioniert. Dann lösen sich viele Befürchtungen meistens von selbst auf und man kann die Vorteile nutzen und genießen.

Fotos: Ina Breuing, Köln